Black Country, New Road - Ants from up there

25. Februar 2022 Schon gehört?   post-everything, meisterwerk, dynamik
Ziemlich genau ein Jahr nachdem BLACK COUNTRY, NEW ROAD ihr donnerndes, sämtliche Feuilletons der westlichen Hemisphäre (zurecht) zu Kniefällen veranlassendes Debut „FOR THE FIRST TIME“ veröffentlicht haben, legen sie mit „ANTS FROM UP THERE“ nach. Und da, wo das Debut vor Ideen, Einflüssen und Stilistiken bis kurz vor den Punkt, an dem völlige Desorientierung einsetzt, übergequollen ist, zeigt sich der Nachfolger deutlich fokussierter und kartographierter. Ohne auf die vielseitigen Bezugspunkte und Genre-Fusionen des Debuts zu verzichten.
Hier erinnert es an Klezmer, dort an die frühen Arcade Fire, Ornette Coleman und die frühen Talking Heads, etwas weiter an Psychedelic Folk, Tom Waits mit Prog-Anklängen, Steve Reich und Connor Oberst. Aber all das sind bei Black Country New Road wie immer reine Referenzpunkte. Nichts davon klingt genau wie die genannten Assoziationen, denn das Süppchen, das die Band sich da zusammenbraut, ist durchgehend etwas komplett eigenständiges.
Die Instrumentierung ist aussergewöhnlich, der Gesang dringlich, intensiv und herzzerreißend aufrichtig und die Rhythmen sind immer wieder faszinierend zerhackstückelt aber dabei jederzeit wunderbar im Fluss und so steuert die Band immer vorsätzlich stolpernd, aber zielsicher auf ein fulminantes Finale nach dem anderen zu. Denn wenn „Ants from up there“ eins ist, dann eine Masterclass in Dynamik und Aufbau. In jedem einzelnen Stück für sich selbst und im Album als ganzem, welches sie mit „Basketball Shoes“ in aller Grandezza beenden.